Mali
– Land an einem großen Fluß
Fotografien einer Reise, 1980
Dr. Rudolf Meyer, Köln
Eröffnung Donnerstag, den
21. April 2005, 19.00 Uhr
Einführung Prof. Dr. Ing. Wolfgang
Lauber und Prof. Stephan Romero
Vortrag: Traditionelle Architektur
Forschungsergebnisse der FH Konstanz in Afrika
Ausstellungsdauer 22. April bis
15. Oktober 2005
Geöffnet: Di, Mi, Do von 9-12 und 15-18 Uhr
Mansa Musa, der Kaiser von
Mali, begab sich im Jahre 1324 als Pilger nach Mekka. Es heißt,
er reiste in großer Karawane. 500 Sklaven mussten ihn
begleiten und jeder einzelne führte einen Stab aus purem
Gold mit sich. Über 100 Kamele waren allein mit je 300
Pfund Gold bepackt. Bei so viel Reichtum macht ein Land von
sich reden und lädt zur Legendenbildung ein.
Artikel Südkurier 4.5.2005
In Erwartung eines islamischen Großreiches mit mächtigen
und wohlhabenden Königen versuchten die ersten Europäer
bereits im 15. Jahrhundert in das Land des mittleren Nigers
und oberen Senegals zu gelangen. Über eine Karawanenstraße
erreichte der Italiener Benedetti Dei im Jahre 1470 Timbuktu,
die Stadt mit dem klangvollen Namen, auch Stadt des Goldes genannt.
Sie war Knotenpunkt verschiedener Karawanenrouten. Am Rande
der Wüste gelegen und scheinbar aus Sand gebaut, galt sie
mit ihren drei großen Moscheen und ihrer islamischen Universität
als Zentrum mohammedanischer Gelehrsamkeit und als Hüterin
uralter Schriften griechisch-römischer Herkunft.
Bis zur Erforschung Malis sollten jedoch noch einige hundert
Jahre ins Land ziehen. Hegel beschrieb in seiner „Philosophie
der Weltgeschichte“ die Sahara als ein trockenes Meer,
das stärker trenne als die See. Zwar wurden auf den Karawanenstraßen
regelmäßig Elfenbein, Gold und Salz in die großen
Handelshäuser der Städte Genua, Florenz und Venedig
transportiert und viele Sklaven ihrem ungewissen Schicksal entgegen
geführt, doch die Reise durch die Wüste blieb für
Forscher, Missionare und Weltenbummler noch bis in die zweite
Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Abenteuer. Und die Route
vom nördlichen zum südlichen Afrika kostete die meisten
Reisenden das Leben, so dass das Wissen über die Lebensverhältnisse
in dem seit dem 12. Jahrhundert geschichtlich belegten Reich
in Europa weiterhin von Sagen umwogen blieb. Erst die Beschreibungen
des deutschen Afrikaforschers Heinrich Barth lösten die
Traumvorstellungen von Mali auf. Als er 1853 dort eintraf, war
die Ära der großen Könige allerdings schon seit
200 Jahren zerfallen. Zwei Jahre verbrachte Barth in Timbuktu;
seinen anschaulichen Studien ist es zu verdanken, dass die Stadt
1988 zum Weltkulturgut erhoben wurde.
Im 20. Jahrhundert rückte das Geschehen
in Mali stärker in die Öffentlichkeit. 1893 erstürmten
französische Kolonialtruppen das Land und nannten es fortan
„Französisch Sudan“. Es stand bis 1960 unter
der Oberhoheit der Franzosen. Seither ist es wieder selbständig
und heißt erneut Mali.
In den 1970er Jahren zog es den promovierten Physiker Rudolf
Meyer mehrmals in das südlich der Sahara gelegene Land.
Nicht mit der Feder wie Barth, sondern mit der Kamera hat er
eindrücklich die Lebensverhältnisse jener Jahre festgehalten.
In einer kleinen erlesenen Auswahl zeigt uns Meyer seine Eindrücke
und Erfahrungen von dieser für Europäer exotischen
Kultur und Lebensweise. Die ausgesuchten Farbfotografien stammen
von einer Reise von 1980. Zu sehen sind Boote, die Nahrungsmittel
herbeischaffen und dabei teilweise über Hunderte von Kilometern
auf dem Niger zurücklegen. Am Flußufer liegen große,
aus Tierfellen gefertigte Wassersäcke für die Schiffahrten
bereit. Auf dem Markt werden in Handarbeit hergestellte Töpferwaren
verkauft. Die dort angebotenen Gewänder sind handgewebt
und -gefärbt und wunderbar farbig, wie überhaupt die
bunten Kleider der Bewohner das lehmige Grau der Häuser
und die Monotonie der Umgebung auf wohltuende Weise beleben.
Meyer kennt Landstriche und Städtchen, die dem Touristen
entgehen, und seine Nähe zu den Einheimischen lässt
uns die vielfältige Welt von Mali nachvollziehen. Trotz
aller Begeisterung verschweigen die Fotografien aber das mühselige
Leben der Bevölkerung nicht: Von Dürrekatastrophen
geplagte Tuareg ziehen mit Kamelen und Schafen durch das Land.
Frauen sind bei der langwierigen Arbeit des Waschens am Fluß
und Männer bei der Vorbereitung großer Webstühle
unter sengender Sonne zu beobachten.
Viele Jahre blieb Meyer mit der westafrikanischen Republik eng
verbunden. Er unterstützte die Nomaden in der Sahelzone
während der Dürreperioden. Seit dem Jahr 2000 gehört
er jedoch dem Kuratorium der Dr. Lütke-Stiftung in Bonn
an und fördert nun durch den Bau von Schulen und verschiedene
Projekte die Ausbildung von Jugendlichen in der Dritten Welt.
Rudolf Meyer, der 1921 in Dresden geboren
wurde, studierte zunächst Maschinenbau. Als er nach dem
Krieg in seine zerstörte Heimatstadt zurückkehrte,
gab es keine Arbeitsmöglichkeiten in diesem Beruf. Der
Bruder eines guten Freundes war Lichtbildner und hatte von der
sowjetischen Besatzungsmacht den Auftrag erhalten, sämtliche
noch vorhandene Maschinen- und Fabrikanlagen zu dokumentieren.
Meyer entschloss sich deshalb zu einer technisch- fotografischen
Ausbildung in der Fotowerkstatt Pan Walthers, dem späteren
Professor in Dortmund und besuchte gleichzeitig die gemeinsam
von Walther und dem renommierten Fotografen Franz Fiedler geführte
Fotoschule. Anschließend studierte er Physik. Nach dem
Examen unterrichtete und forschte er am Wissenschaftlich-Fotografischen
Institut der Technischen Hochschule in Dresden, der ersten akademischen
Einrichtung dieser Art in Deutschland, bis er nach Westdeutschland
übersiedelte und in den Laboratorien der Agfa-Gevaert AG
in Leverkusen arbeitete. Rudolf Meyer ist seit 53 Jahren mit
der promovierten Chemikerin Christa Meyer verheiratet und lebt
in Köln und in den belgischen Ardennen.
In der Einführung werden Prof. Dr.
Ing. Wolfgang Lauber und Prof. Stephan Romero mit Beispielen
die einzigartige, noch tief in der Tradition verwurzelte Architektur
Malis vorstellen. Ihre Diaprojektion ist die Zusammenfassung
der Ergebnisse umfassender Forschungsarbeiten über die
Architektur und Kunst der Dogon im östlichen Mali. Die
einmalige und durch vielfältige Einflüsse gefährdete
Lehmarchitektur dieses Volksstammes wurde 1989 von der UNESCO
in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und ist von einem
internationalen Team unter Leitung der Konstanzer Fachhochschule
1996 und 1997 erstmals systematisch vermessen, dokumentiert
und untersucht worden und ist in einem Buch "Architektur der
Dogon" im Prestel Verlag 1998 erschienen.
In ihren neuen Räumen im Neuwerk knüpft
die Fotografin Franzis von Stechow mit diesen Fotoarbeiten an
ihre frühere Ausstellungsarbeit am St.-Stephans-Platz 16-18
aus den 80er und frühen 90er Jahren an.
Die Galerie im Studio lädt Sie sehr
herzlich zur Berichterstattung ein. Zusätzliches Bildmaterial
und weitere Informationen erhalten Sie gerne auf Anfrage.
Dorothea Cremer-Schacht
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